Dreiländerhoping

Am Samstag schafften wir es wie geplant frühzeitig aus den Federn, ließen das Frühstück ausfallen, richteten die Sachen für die Post zusammen, packten zügig um und waren tatsächlich bereits um kurz nach halbacht unterwegs. Dennoch hieß es kräftig strampeln, da wir rund 60 km bis spätestens 11.45 schaffen musssten, um rechtzeitig beim Postamt in Bregenz zu sein. Der Tag begann mit einer Bergauf-Etappe und auch zwischendurch war die eine und andere giftige Steigung eingebaut. Im Großen und Ganzen ging es aber bergab, sodass wir gut voran kamen. Um keine Zeit zu verlieren, gönnten wir uns kaum Pausen. Nur bei einer Sennerei konnten wir nicht widerstehen und kauften am Hof produzierten Käse und ließen uns Schoko- und Vanillejoghurt schmecken. Mit ein paar Regentropfen wurden wir in Bregenz begrüßt, als wir pünktlich um 11.30 vor dem Postamt einrollten. Seitdem sind wir mit etwa 7 Kilo Gepäck weniger unterwegs und der erste Teil unserer Hochzeitsgäste hat bereits die Dankeschönkarten mit den Fotos erhalten. Da 60-km-Radfahren und Frühstück-Ausfallen-Lassen keine gute Kombination ist - jeder kann dies gerne mal in einem Selbsttest ausprobieren und wird es an der Reaktion seines Körpers merken ;-) -, stärkten wir uns in Bregenz bei einem ausgiebigen Mittagessen, bummelten durch die Altstadt und besorgten Kartenmaterial für die Schweiz. Bodensee und Bregenz Anfang August sind nicht “Sommerradeln” sondern “Hochsommerradeln in der Hochsaison”. Das Wetter war heiß und schwül. Die Gegend rund um den Bodensee hatte seit Wochen keinen wirklichen Regen gesehen, wie wir an den braun vertrockneten Wiesen und den stöhnenden Kommentaren der Einheimischen feststellen konnten. In Bregenz war Festspielzeit; die Chance kurzfristig ein Zimmer zu einem vernünftigen Preis zu bekommen gleich null; auch die Campingplätze in Bregenz ölsadinenmäßig belegt. Wir radelten also am Nachmittag weiter nach Rohrspitz und bekamen dort von der Campingplatzbetreiberin doch noch einen kleinen Standplatz zu gewiesen, obwohl der Betreiber zuvor schon zu Matthias meinte, dass bereits alles belegt sei. Die Dame hatte offensichtlich Mitleid mit Katharina, die noch immer das fehlende Frühstück sowie die ordentliche Kilometerportion gekoppelt mit den schwülen Temperaturen spürte. Auch am Campingplatz in Kreuzlingen (Konstanz) stand am nächsten Tag “alles belegt”. Doch hier ist eine Wiese für Radfahrer reserviert, die nur für eine Nacht bleiben wollen. Dieses - sehr begrüßenswerte - System fanden wir auch auf den Campingplätzen in den kommenden Tagen vor. Hochsommerradeln am Bodensee ist geprägt von vielen Sportlern, Strandbädern und Sommerfesten. Am Campingplatz in Rohrspitz kamen wir in den musikalisch etwas fragwürdigen Genuss des jährlichen Hafenfestes, während wir aus der Ferne ein wunderschönes Feuerwerk am anderen Seeufer ansehen konnten. Am See konnten wir nicht nur Schwimmer, Segler und Surfer beobachten, sondern auch Kitesurfer; auf den Radweg rund um den See nicht nur viele Radfahrer - Es ging fast zu wie am Donauradweg! -, sondern auch Inlineskater und Rollschuhfahrer - Die Schweiz hat neben einem Radwegenetz auch ein Rollschuhwegenetz - und Tandems. Wir zählten tatsächlich 7 Tandems in nur eineinhalb Tagen entlang des Bodensees. Düsi fühlte sich richtig wohl ;-). Wir erfreuten uns am Strandbad von Kreuzlingen, dessen Eintrittspreis in der Campingübernachtung inkludiert ist, da es dort nicht nur einen sehr schönen Seezugang gibt, sondern auch geniale Rutschen und generell ein sehr großzügiges Angebot an schönen Becken für Sportler ebenso wie für Kleinkinder gibt. Bodenseeradeln ist Dreiländerhopping zwischen Deutschland, Österreich und Schweiz. So kamen wir bei Kilometer 1192 auf unserem Tacho nach Österreich zurück, um es bereits bei Kilometer 1228 wieder Richtung Schweiz zu verlassen. In den nächsten 2 Tagen verloren wir auf dem Weg Richtung Rheinfall den Überblick wie oft und wann wir zwischen der Schweiz und Deutschland hin- und herwechselten. Sehr empfehlenswert ist eine Besichtigung des quirligen Konstanz mit vielen netten Restaurants und Geschäften sowie von Stein am Rhein, dessen Häuser am Ortsplatz wunderschön bemalt sind. In Konstanz-Kreuzlingen beeindruckt auch wie die Grenze wirklich Mitten durch verläuft und der komplett unterschiedliche Charakter der zwei zusammengewachsenen Städte.

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