Sur le pont d’Avignon …
… gibt es nach Gewitter einen Regenbogen.
Der zweite Teil der Via Rhona verläuft von Lyon - sowie die Rhône selbst auch - immer ziemlich gerade nach Süden bis zu den Städten Avignon und Arles. Das Flusstal und der Fluss sind hier deutlich breiter als im ersten Teil. Die Landschaft wird geprägt von dem Gebirge der Cevennen, Weinbergen und Obstplantagen. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Orten und kleinen Städten, die zum Pausieren und Besichtigen einladen. Sie sind geprägt von romantischen alten Stadtkernen, römischen Ausgrabungsstätten, mächtigen Kirchen und Burgruinen, die oft schon von der Weite sichtbar auf Felsen und Hügeln thronen. Etliche dieser Ortschaften sind als Zwillingsstädtchen an beiden Seiten des Flusses angesiedelt und mit imposanten und schönen Brücken verbunden. Es ist kaum möglich alles Interessante unterwegs zu besichtigen. Wir machten einen Stop in Vienne, um das römische Theater und die erste Kirche der Christenheit in Frankreich zu besichtigen, schliefen gut unter der mächtigen Burg von Rochemaure und bestaunten in Avignon die Brücke sowie die Mächtigkeit des Papst-Palastes.
Einen besonderen Tag verbrachten wir anlässlich Katharinas Geburtstag in Tain l’Hermitage/Tournon sur Rhône. Nach circa 50 gestrampelten Kilometer überquerten wir gegen Mittag die Brücke in diesem Doppelörtchen. Als wir am Ende der Brücke wieder einmal auf eine für uns nicht durchfahrbare Absperrung stießen - die Franzosen sind sehr kreativ, was das Aufstellen von Barrieren und Absperrung bei Rad- und Fußwegen betrifft; leider wird bei der Dimensionierung allzu oft auf die Packtaschen von Reiseradlern und Fahrradanhänger vergessen - bemerkt Matthias direkt neben dem Fluss das äußerst nette Hotel “Les deux côtes”. Mit dem Hintergedanken nur einmal am Tag Abpacken zu müssen, schickte er Katharina fragen, ob nicht noch ein Zimmer frei sei. Und tatsächlich, das Schicksal meinte es gut mit uns: Das beste Zimmer des Hotels - das einzige mit Balkon auf den Fluss - war trotz Wochenende noch frei. Wir nutzten die Gunst der Stunde und genossen einen entspannten Nachmittag am Balkon, besichtigten das Schokolademuseum Valrhona - (Tip für alle ÖsterreicherInnen und die, die es noch werden wollen: Zotter kann es besser ;-)) und genossen ein vorzügliches Abendessen im Restaurant L’Assemblage.
Ebenfalls in guter Erinnerung wird uns Arles bleiben. Neben einem Besichtigungsbummel durch die historische Altstadt, wurden wir unerwartet im neu errichteten Fondation Luma mit moderner Kunst überrascht. Dieses umgebaute ehemalige Bahnareal bietet wechselnd verschiedenste Ausstellungen. Wir konnten einen Schulbau von Jean Prouve sowie eine Ausstellung von Gilbert & George besichtigen und in die Lichtinstallation Pixel Forest von Pipilotti Rist eintauchen, wobei wir uns wie Alice im Wunderland fühlten.
Grundsätzlich lässt sich über die Via Rhona sagen, dass sie in diesem Teil auch abseits des Radelns viel zu bieten hat, sowie auch etliche Seitenabstecher ermöglicht. Nächtigen kann man entweder in netten Hotels in den vielen Örtchen und Städten oder auf den gemütlichen Campingplätzen. So schliefen wir herrlich am Campingplatz L’Ile de Pêcheurs in Condrieu circa 50 km südlich von Lyon, auf dem außer Dauercamper nur Radfahrer zugelassen sind, und am Campingplatz von Tarascon, auf dem wir unseren Standplatz mit einem Feigenbaum und frei laufenden Hühnern teilten. Dieser Teil der Via Rhona bis Arles ist bis auf die circa ersten 20 Kilometer nach Lyon sowie den letzten Teil vor Avignon gut ausgebaut. Auf diesen zwei Abschnitten erlebten wir auch unsere drei Abenteuer dieser Tage:
- Kurz nach Lyon hatten wir unseren ersten richtigen Patschen dieser Reise - also nicht verursacht von Materialschaden sondern von einer eingefahrenen Scherbe. Während wir das Loch flickten, fragte eine besorgte Französin nach, ob wir wohl auf wären, da ihr Mann vor ein paar Tagen an dieser Stelle mit dem Rad gestürtzt sei und sich das Schlüsselbein gebrochen habe. Wie viel besser ging es uns da mit unserem Patschen!
- Während wir uns den Weg durch den Speckgürtel von Avignon in das Stadtzentrum suchten, zogen dicke Gewitterwolken auf. So schnell wie möglich strampelten wir dahin. Als wir den Blick auf die alten Stadtmauern und die berühmte Brücke erhaschten, fielen die ersten dicken Tropfen. Jetzt hieß es richtig Gas geben, um noch halbwegs trocken zum Campingplatz zu gelangen. Über die - vollständige ;-) - Brücke ging es auf die größte Rhoneinsel, zwei Mal abgebogen, Fahrrad abgestellt, Wertsachen abmontiert, in die Rezeption gesaust und schon brach das Gewitter los. Dank der langen Warteschlange harrten wir dort aus bis der Spuck vorbei war. Ja und danach hatten wir einen herrlichen Blick auf die Altstadt von Avignon, die Brücke - und dem Regenbogen darüber.
- Kurz nach Avignon meinte Matthias wieder einen Patschen zu verspüren und tatsächlich dieses Mal hatte der Schlauch ko gegeben. Mittlerweile ist Matthias ein Meister im Hinterradpatschen reparieren und erledigt das Ganze in 15 Minuten ohne die vorderen Taschen abzumontieren oder das Rad umdrehen zu müssen. Wiederum ist ein Einheimischer besorgt um uns. Dieses Mal fühlte sich ein Polizist in Zivil dafür zuständig, Eskorte zu stehen, damit wir am Straßenrand nicht übersehen werden. Er wieß uns dann noch auf die Auffahrt zum nächsten Teilstück des Radwegs hin.